Das Studienangebot für Psychologie an der SFU im Lichte der Herausforderung des Bologna-Prozesses

Am 19. Juni 1999 wurde in Bologna die “Gemeinsame Erklärung der Europäischen Bildungsminister” über die Schaffung eines “Europäischen Hochschulraumes” verlautbart und von VertreterInnen 29 europäischer Länder unterzeichnet. Diese Erklärung zielt vor allem auf eine Vereinheitlichung des europäischen Hochschulsystems und damit auf eine Förderung der Mobilität von Studierenden ab. Sichtbares Resultat des so genannten Bologna-Prozesses ist die Einführung eines zweistufigen Systems von Studienabschlüssen: Bakkalaureus bzw. Bakkalaurea oder Bachelor nach dreijährigem Studium und Magister bzw. Magistra oder Master nach zweijährigem Studium. Diplomstudiengänge, wie sie bislang im deutschsprachigen Raum angeboten wurden, lassen sich mit dem neuen Modell nicht vereinbaren.

Für das Fach Psychologie ist diese Umstellung mit besonderen Herausforderungen verbunden: Die im Bologna-Modell geforderte Vermittlung berufspraktischer Qualifikationen im Bachelorstudium läuft den bisher geltenden Diplomstudienplänen der öffentlichen Universitäten diametral entgegen. Darin war gerade in den ersten Studienphasen der Schwerpunkt auf eine wissenschaftliche Ausbildung gelegt worden. Berufliche Spezifizierungen folgten – oft nur in Ansätzen – frühestens in höheren Semestern oder – wie in Österreich in den Bereichen Gesundheits- und Klinische Psychologie – überhaupt erst in postgradualen Programmen. Diesen Ausbildungsstrukturen liegen nationale gesetzliche Regelungen des PsychologInnenberufs zugrunde. Nach dem in Österreich seit 1990 geltenden “Psychologengesetz” können AbsolventInnen eines Bachelorstudiums nicht freiberuflich als PsychologInnen tätig werden bzw. diesen Titel führen. Allerdings ist es AbsolventInnen des Bachelorstudiums Psychologie möglich, als angestellte PsychologInnen tätig zu sein.

In Abhängigkeit von den strukturellen Gegebenheiten an den Studienstandorten sind im deutschen Sprachraum bislang sehr unterschiedliche Bakkalaureatsmodelle realisiert worden. Große Universitäten haben die Möglichkeit, innerhalb eines breit angelegten human- oder sozialwissenschaftlichen Bakkalaureatsstudiums verschiedene Module anzubieten (z. B. Soziologie, Politologie, Psychologie etc.); am meisten verbreitet ist dabei ein Major/Minor-Modell (z. B. Major in Psychologie, Minor in Soziologie). Es ist klar, dass in einer solchen Konzeption die Funktion des Bakkalaureatsabschlusses als eigenständige Berufsqualifikation letztlich verschwunden ist. Solche Ausbildungslehrgänge stellen vielmehr eine Art Propädeutikum für darauf aufbauende Spezialstudien dar. Das gilt auch für facheinschlägige Psychologie-Bakkalaureate, die als Grundstudium für darauf direkt aufbauende berufsqualifizierende Masterstudiengänge gedacht sind.